euro bills Kevin Harber/Flickr

Ziehen wir einen Strich unter den Euro

SAINT-PIERRE-D’ENTREMONT, FRANKREICH – Die europäische Währungsunion war nie eine gute Idee. Ich kann mich noch an meine Überraschung erinnern, als mir als jungem Lehrbeauftragten bewusst wurde, dass ich den Vertrag von Maastricht ablehnte. Ich war damals der Ansicht, dass die europäische Integration etwas sehr Gutes sei – und bin das immer noch. Doch die Wirtschaftslehrbücher, mit denen ich unterrichtete, zeigten, wie schädlich die Währungsunion ohne Fiskalunion und politische Union sein könnte.

Bisher ist nichts passiert, was mich überzeugt hätte, dass die Lehrbücher übertrieben pessimistisch gewesen wären. Im Gegenteil: Sie waren noch viel zu optimistisch. Das Leben ist gepflastert mit Bananenschalen, und wenn man auf eine tritt, muss man in der Lage sein, sich anzupassen. Doch die Währungsunion hat sich selbst als gigantische Bananenschale erwiesen: Sie hat zu Kapitalflüssen geführt, die die Kosten in der europäischen Peripherie in die Höhe getrieben haben. Und eine Anpassung – d.h., eine Währungsabwertung – stand nicht zur Debatte.

Zudem ignorierten die meisten Lehrbücher der damaligen Zeit den Finanzsektor und damit die Tatsache, dass Kapitalflüsse in die Peripherie über die Banken laufen würden und dass, wenn diese Kapitalflüsse stoppten, Bankenkrisen die Staatsfinanzen der Peripheriestaaten belasten würden. Dies wiederum würde die Bilanzen der Banken weiter untergraben und die Kreditschöpfung beschränken – der durch den Nexus zwischen Staaten und Banken bedingte Teufelskreis, von dem wir in den letzten Jahren so viel gehört haben. Und keines der Lehrbücher prognostizierte, dass die europäische Zusammenarbeit den Krisenländern eine prozyklische Austeritätspolitik auferlegen würde, die zur Depression führen würde – in einigen Fällen in einem Umfang, der mit jenem der 1930er Jahre rivalisiert.

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