Video-Filmkritik: „Glass“ :
Wie man scheinbar Unzerstörbares zerbricht

Lesezeit: 5 Min.
Filmkritik „Glass“Durchsichtiger Streifen
M. Night Shyamalan setzt mit „Glass“ gleich zwei seiner alten Filme auf einmal fort. Die reizvollste Szene des neuen Films hatte in „Unbreakable“ vor neunzehn Jahren keine Verwendung gefunden.

Es war fast genau vor zwei Jahren, kurz vor dem Ende des Films „Split“ von M. Night Shyamalan, da erklang im Kinosaal eine bekannte Melodie. Das war umso bemerkenswerter, als zuvor kaum etwas Vertrautes zu sehen gewesen war. Shyamalan, eigentlich bekannt als Meister des Twists, einer Handlungswendung, die alles Vorhergehende auf den Kopf stellt – oder noch besser: erst auf die Füße –, hatte diesmal einen braven Psychothriller abgeliefert, der mit James McAvoy einen großen Star in der Hauptrolle eines an Persönlichkeitsspaltung leidenden Mädchenentführers zeigte, aber keine einzige originelle Story- oder Inszenierungsidee, nur die für Psychothriller üblichen dunklen Kellerkulissen. Immerhin sollten sie unter dem Zoo von Philadelphia angesiedelt sein, also in Shyamalans Heimatstadt, die schon den Schauplatz für dessen frühe Meisterwerke „The Sixth Sense“ (1999) und „Unbreakable“ (2000) abgegeben hatte. Und als wäre diese fürs Geschehen von „Split“ ganz belanglose Reminiszenz an die Jungstar-Zeiten des 1970 geborenen Regisseurs nicht genug, führte die Schlussszene in eine Bar, deren Besucher sich durch den zuvor entkommenen Entführer an einen anderen Psychopathen erinnert fühlen, der vor fünfzehn Jahren sein Unwesen in ihrer Stadt trieb. Als dann ein älterer Herr am Tresen dessen Namen nennt, erklingt die Titelmelodie“ von „Unbreakable“ – als unüberhörbarer Hinweis auf etwas nun doch noch Unheimliches, nämlich eine Fortsetzung, die beide Filmstoffe zusammenführen würde.

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