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Comic-Besprechung - Azrayen´ – Gesamtausgabe

Geschichten:
Text Frank Giroud
Zeichnungen: Lax


Story:
1957 in Algerien. Ein unerbittlicher Krieg wütet in dem Maghreb-Staat. Die alte Kolonialmacht Frankreich will seinen Einfluss auf Nordafrika nicht kampflos aufgeben. Gleichzeitig kämpfen unterschiedliche algerische Nationalisten um die Unabhängigkeit ihres Landes. In dieser aufgeheizten Situation soll Hauptmann Valera eine Einheit wiederfinden, die auf unerklärliche Weise verloren gegangen ist. Eine fast unmögliche Aufgabe. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Suchtrupp gleich von mehreren algerischen Unabhängigkeitsarmeen in die Zange genommen wird. 


Meinung:
Mit dem neuen Band innerhalb der Gesamtausgaben geht Comicplus einen neuen Weg. Erstens handelt es sich um eine deutsche Erstveröffentlichung und nicht wie bei den vorherigen Ausgaben um Gesamtausgaben, die bereits als Softcover bei Comicplus vorlagen. Zweitens ist die „Serie“ bereits mit diesem Band abgeschlossen, denn sie besteht aus nur zwei Bänden. Autor der beiden Bände ist Frank Giroud, der vor allem durch seine einfallsreichen Reihen „10 Gebote“ sowie „10 Gebote – Das Erbe“.
Giroud unterstreicht mit „Azrayen´“ wieder einmal seinen Ruf als exzellenter Szenarist. Er entwirft einen Plot, der für so komplizierte Hintergründe, wie den Algerien-Krieg, keine einfachen Antworten liefert. Giroud stellt sich in seiner Erzählung auf keine Seite. Seine Sympathien gehören weder den Kolonialherren, noch den Nationalisten. Genau das zeichnet die Geschichte von Giroud aus. Er versucht keine Wertung abzugeben. Wenn überhaupt, so liegen seine Sympathien bei den einfachen Menschen Algeriens, bei der Landbevölkerung, die sowohl unter dem Freiheitskampf des eigenen Volkes, als auch unter der unerbittlichen Hand der Kolonialisten leiden. 
Als Leser hat man fast den Eindruck, dass der Giroud – der Franzose hat einmal Geschichte studiert – sich von der Historie vereinnahmen lässt. Denn im Laufe des Comics spielt die Suche nach der verlorenen Einheit eine immer geringere Rolle, während die Lebensumstände der Menschen, die aktiv oder passiv vom Krieg in Algerien betroffen sind, immer mehr in den Fokus der Geschichte rücken.
Wie auch schon in den bei Comicplus veröffentlichten Serien spart Giroud dabei nicht in der Darstellung von Gewalt. Wie sollte er auch die teilweise herablassende Art der Kolonialherren oder die Massaker an der Zivilbevölkerung anders als drastisch darstellen. Dennoch ist Giroud weit davon entfernt voyeuristisch zu sein. Seine Darstellungen messen sich am Ablauf der Geschichte, ergeben Sinn und müssen genau so sein, wie er sie gewählt hat. 
Für die Zeichnungen ist der in Deutschland weitestgehend unbekannte Lax, d.i. Christian Lacroix, verantwortlich. Sein starker Strick, der alle Details beibehält, ist ein Genuss. Giroud schildert in seinem Nachwort, wie sich Lax für ein paar Wochen in seinem Atelier eingeschlossen hat, um einen neuen Stil für seine künftigen Arbeiten zu kreieren. Er hat es geschafft. Der Spagat zwischen flottem Strich und einprägsamen Details (Zitat Giroud: „Wer 1957 in Algerien war, wird an den Jeeps unseres Comics jede Schraube wiederfinden und über den Hauseingängen jedes Dekor, das es dort gab“), den Lax mit dieser Arbeit hinlegt ist mehr als bemerkenswert. Den Gesichtern haftet etwas desillusorisches an – egal welcher Nation der Mensch angehört. Der Leser erkennt bei einigen Franzosen den Widerwillen gegen das Handeln ihrer Nation. Genauso wie den Hass in einigen Blicken. Lax ist für die komplexe Erzählweise von Giroud der kongeniale Partner.
Gestartet habe ich mit ein paar Gedanken zur Ausgabe und so möchte ich auch schließen. Den meisten Comiclesern dürfte der Algerienkrieg begrifflich bekannt sein. Aber wer da im Einzelnen gegen wen gekämpft hat, verschwindet im Nebel der Geschichte. Es ist deshalb sehr weitsichtig, wenn der Comicplus Verlag seine „Azrayen´“-Ausgabe mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse Ende der 1950er-Jahre beginnt. Und dann am Ende des Bandes: In einem sehr umfangreichen Text – insgesamt 19 (!!!!!) Seiten – erläutert Frank Giroud seine Gedanken zu den Alben, zum Krieg in Algerien und zum Entstehen des Comics. So muss redaktionelles Zusatzmaterial sein. Chapeau!



Fazit:
Der Name Giroud steht für komplexe Geschichten. Auch bei der Gesamtausgabe von „Azrayen´“ enttäuscht der Franzose nicht. Statt einfacher Antworten liefert er komplizieret Fragen. Eingefasst in einen wundervollen Stil von Lax. Konnte man bisher vielleicht noch denken, dass es sich bei den Gesamtausgaben um liebevolle Gesamtausgaben von längst vorliegenden Serien handelt, zeigt Comicplus mit „Azrayen´“, wie man auch in Deutschland herausragende Serien in wundervoller Aufmachung veröffentlichen kann.



Azrayen´ – Gesamtausgabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Azrayen´ – Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
comicplus+

Preis:
€ 34

ISBN 13:
978-3-89474-304-8

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Deutsche Erstveröffentlichung
  • Großartiges Artwork
  • Komplexe Geschichte – dem Thema gerecht werdend
  • Hochwertige Aufmachung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 11.07.2018
Kategorie: Alben
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