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Jüdische Kulturtage Göttingen

Itay Dvori am Klavier zu Graphic Novels

Jüdische Kulturtage in Göttingen: Itay Dvori am Klavier zu Graphic Novels.

Jüdische Kulturtage in Göttingen: Itay Dvori am Klavier zu Graphic Novels.

Göttingen. Die Klaviermusik, die von Dvori komponiert und zum Teil improvisiert wird, ist klar durchdacht. Bei jeder Illustration eines neuen Autors hält der Komponist kurz inne, um den rund 20 Zuschauern seinen persönlichen Zusammenhang zum gezeigten Werk zu vermitteln.

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Die Bilder – die sogenannten Graphic Novels – gehen über den klassischen Comic hinaus. Von abstrakter Stiftführung bis zur naturalistischen Darstellung ist alles dabei. Die Zuschauer klatschen begeistert nach jedem Stück. Während der Melodien herrscht eine beinahe feierliche Stille. „Comics müssen nicht unbedingt komisch sein. Es können auch sehr ernste Themen durch sie vermittelt werden“, sagte Dvori. David Polonsky habe vor einem Jahr eine Adaption von Anne Franks Tagebuch als Comic herausgebracht. Selbst der Holocaust sei bereits einige Male grafisch dargestellt worden.

Michel Kichka, ein weiterer Autor, zeichnet in seinem Buch „2. Generationen“ über Juden, die nach dem Weltkrieg geboren sind. Mit Titeln, wie „Was ich meinem Vater nie gesagt habe“, zeigt der Autor, dass Juden auch nach dem Krieg mit Schwierigkeiten konfrontiert waren. Dvori entscheidet sich mal für tragende und nachdenkliche Klänge, dann wieder haut er temperamentvoll in die Tasten. Sein Blick richtet sich mal auf die an die Wand projizierten Abbildungen oder auf die Tasten, manchmal hat er die Augen einfach geschlossen. Als eine Comicfigur auf dem Bild im Traum fliegt, wird die Melodie hoch und verträumt.

An den Jüdischen Kulturtagen erinnern sich die Menschen an die geschichtlichen Gräueltaten zurück, um nicht zu vergessen, was nie wieder geschehen darf. Die Stunde in der Dvori zu Comics zu und über Israel am Klavier spielt, zeigt allerdings auch, dass Kultur aus vielen unterschiedlichen Aspekten besteht. „Die Medien berichten immer nur über den Krieg in Israel“, sagte Dvori. „Das Buch „Der Realist“ von Asaf Hanuka zeigt Bilder aus dem alltäglichen Leben und dass Israel auch ein ganz normales Land ist. Ich schlage das Buch auf und denke: Ja, so ist das Leben in Israel.“ Die Bilder zeigen Momente, wie sie jeder kennt.

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Ein weiterer Autor, Jens Harder, zeichnet über die Stadt Jerusalem. „Ich kann verstehen, dass er sich für Jerusalem entschieden hat“, sagte Dvori. „Immer, wenn mich jemand fragt, was er einen Tag in Israel unternehmen soll, sage ich, dass er nach Jerusalem gehen soll. So etwas hast du noch nicht gesehen.“ Im Fokus stehen die Gläubigen. So heißt die Bildunterschrift eines Werkes: „Die Klagemauer, für fromme Juden der heiligste Ort auf Erden.“ Humorvoll ist eine andere Unterschrift: „An jeder Ecke Botschafter, die einem etwas über irgendeinen Glauben erzählen.“ Die Veranstaltung wurde organisiert vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen und unterstützt von der Kulturabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland (K.d.ö.R.).

Von Lisa Hausmann

GT/ET

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