Gelungenes Comeback: „De Superjhemp retörns“ wird allen Erwartungen gerecht

Gelungenes Comeback: „De Superjhemp retörns“ wird allen Erwartungen gerecht

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es war eine echte Challenge, aus einer bewährten, echt luxemburgischen Comic-Serie einen Spielfilm zu machen. Im Auftrag von „Samsa Films“ und unter der Aufgabenstellung von Claude Waringo ist der junge Drehbuchautor und Regisseur Félix Koch dieser Herausforderung vollends gerecht geworden. Mit einer breit gefächerten Auswahl der besten Luxemburger Schauspieler feiert der Nationalheld 30 Jahre nach seinem Start ein gelungenes Comeback.

Mit Ehefrau Félicie (Désirée Nosbusch) und Sohn Metti (Etienne Halsdorf) lebt Charel Kuddel (André Jung) ein ganz normales Familienleben in einem biederen Einfamilienhaus. Er geht täglich ins Büro der ungelösten Probleme, seine Ehefrau versorgt das Haus und der Sohn lebt seine erste große Liebe. Von Heldentum und Superkräften ist nicht die Rede. Und doch ist, durch die Auswahl der einzelnen Gestalten und besonders durch ihre Sprache, der Ton gleich gegeben. Der Zuschauer taucht unmittelbar ein in die Welt des „Superjhemp“, so wie er ihn aus den Comic-Alben kennt.

Hätte man in einem Land, dessen Comic-Produktionen immerhin schon einen Oscar einheimsten, einen Zeichentrickfilm erwartet, so wird man von dem Spielfilm nicht enttäuscht. Er ist zwar eine Komödie, der Zuschauer darf sich auf gute Unterhaltung freuen, die Schauspieler nehmen jedoch ihre jeweiligen Rollen ernst und haben sich perfekt in die Haut der Figur eingefügt.

Natürlich kann der Film nicht alle Abenteuer dokumentieren, die der Comic-Held in 26 Alben durchlebt hat. Er kann auch nicht so nahe am politischen und gesellschaftlichen Geschehen sein wie eine Comic-Serie, die Woche für Woche produziert wurde und unter Umständen sehr schnell auf die Aktualität reagieren konnte.

Er beschränkt sich deshalb bei seiner Erzählung auf eines der Hauptthemen der Superjhemp-Abenteuer, baut aber trotzdem eine Reihe der typischen Komponenten der Serie ein, sei es die Verballhornung der einzelnen Namen oder die kurzen Auftritte Luxemburger Persönlichkeiten wie Marie-Josée Jacobs, Guy Daleiden oder Andy Bausch.
Es geht in dem Film um die Rettung der Dynastie. Als Charel beim Besuch einer Ausstellung ansehen muss, wie die Krone Luxusburgs in einem schwarzen Loch verschwindet und die Krönung von Prinz Luc daraufhin gefährdet ist, beschließt er, in sein altes Superheldenkostüm zurückzuschlüpfen und als Superjhemp den Dieb zu jagen.

Sein Comeback ist aber nicht so einfach. Er muss sich nicht nur mit den alten Weggefährten auseinandersetzen und einige Pfunde loswerden, er treibt auch noch ungewollt seinen Sohn in die Hände des Bösen. Und er muss mit ansehen, wie seine Frau immer mehr Gefallen am wiedergekehrten Superhelden findet. Charel muss sich entscheiden. Kehrt er in sein kleines, sicheres Leben zurück oder outet er sich und lüftet sein jahrzehntelang gehütetes Geheimnis?

Mehr sei hier nicht verraten. Versprochen seien jedoch 100 Minuten purer, lockerer und echt luxemburgischer Filmgenuss. Superjhemp wird heute Abend in Vorpremiere gezeigt, weitere Vorführungen (auf Einladung der Sponsoren) finden in den nächsten Tagen statt. Ab Mittwoch ist der Film in den Kinos.


Eine echt luxemburgische Geschichte

Der Treffpunkt „auf halbem Weg“ war in Walferdingen. 26 Jahre lang haben sich die beiden „Väter“ des Superjhemp, der Autor Lucien Czuga und der Karikaturist und Zeichner Roger Leiner, regelmäßig im zweiten Halbjahr getroffen, um eine neue Folge der Superjhemp-Abenteuer auszuhecken.

Der Dritte im Bund, der langjährige Revue-Direktor Guy Ludig, schenkte ihnen sein volles Vertrauen. Die jeweilige doppelseitige Folge entdeckte auch er erst, wenn sie auf dem Redaktionstisch landete.

Als die beiden Komplizen Leiner und Czuga vor rund 30 Jahren beim damals ganz neuen Direktor der Wochenzeitung, die gerade die größte Krise ihrer Historie überstanden hatte, vorstellig wurden, war ihr Vorschlag ein Abenteuer. Eine rein luxemburgische Comicserie mit Geschichten aus dem damaligen Politik- und Alltagsleben hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Für den Verlag, der zu jener Zeit seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten musste, sein Flaggschiff Revue wieder in ruhige Fahrwasser zu führen, war es eine Mutprobe.

Das Risiko hat sich gelohnt. Mit 26 Folgen und nahezu 350.000 verkauften Bänden wurde der „Superjhemp“ der größte Erfolg im hiesigen Verlagswesen. Es folgten Briefmarken, Pins, Topflappen, Joghurtbecher und unzählige weitere Gadgets. Jahrelang gehörte die Figur gewissermaßen zur DNA der Revue.

Sobald es Herbst wurde, warteten die Fans auf das neue Abenteuer, das dann pünktlich zu Weihnachten in Druckform unter dem Weihnachtsbaum lag. Jedoch nicht ohne dass das Verfasserduo in den Wochen vor den Feiertagen sämtliche Bücher- und Weihnachtsmärkte abgeklappert hatte, um unzählige „Superjhemp“-Bände mit den richtigen Widmungen und Zeichnungen zu versehen.

„Kein Superheld im klassischen Sinn“, hatte Lucien Czuga seine Figur bei ihrem 20. Geburtstag umschrieben. Konzipiert wurde sie – im Sinne der klassischen Superhelden – als Persiflage auf das in den 1980er-Jahren hierzulande aufgetauchte Nationalbewusstsein, so der Comic-Liebhaber und -Kenner Lucien Czuga.

Das Szenario seiner Abenteuer war in der Tat stets klassisch. „Superjhemp“ ist ein Durchschnittsbürger. In seinem normalen Staatsbeamtenleben heißt er Charel Kuddel, arbeitet im Ministerium der ungelösten Probleme, hat eine Frau, Félicie, und drei Kinder, Steve, Sandra und Metti. Kuddel besitzt ein Eigenheim in der rue de la Patrie und ernährt sich am liebsten von luxemburgischen Spezialitäten, wobei ihm der „Kachkéis“ seine übernatürlichen Kräfte verleiht, wenn er wieder einmal das Land „Luxusbuerg“ und vor allem dessen Dynastie und Identität vor einem oder mehreren Bösewichten retten muss.
Der Regierungswechsel war jedes Mal ein Thema, schon sehr früh wurde auch über einen Wechsel Jean-Claude Junckers nach Europa spekuliert.

International war mit dem „Superjhemp“ kein Staat zu machen, für die Frankfurter Buchmesse eignet er sich nicht. Dafür war er von der Sprache und von den Anspielungen her zu luxemburgisch.

Das erste Album „De Superjhemp géint de Bommeleeër“ hatte gleich schon die Schwerpunkte gesetzt. Nationale Politik, internationales Geschehen, Kultur, Umwelt, Fußball wurden aufs Korn genommen. Wer, besonders in den ersten Jahren, eine Statistenrolle in einem der Abenteuer ergattern konnte, hatte dadurch schon eine gewisse Aura, doch auch die Autoren selbst spielten gerne mit.

Ein erstes Filmprojekt hatte es ebenfalls bereits gegeben: Andy Bausch wollte die Superjhemp-Abenteuer mit Thierry van Werveke in der Hauptrolle herausbringen, scheiterte dann aber am Filmfonds.