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Nach Abi-Betrug Algerien schaltet Facebook und Instagram ab

In Algerien müssen mehr als eine halbe Million Schüler die Abiturprüfungen wiederholen, weil die Lösungen vorab auf Facebook kursierten. Jetzt will die Regierung auf Nummer sicher gehen.
Schüler in Algerien (Archivbild)

Schüler in Algerien (Archivbild)

Foto: FAROUK BATICHE/ AFP/Getty Images

Twitter? Down. Facebook? Keine Verbindung. Instagram? Server nicht erreichbar. Im nordafrikanischen Algerien geht zur Zeit in den sozialen Netzwerken überhaupt nichts mehr. Der Grund: Wegen der Schulabschlussprüfungen hat die Regierung kurzerhand die Netzwerke gekappt - und zwar landesweit und komplett.

Der Schritt sei die Konsequenz aus einem Abitur-Skandal von Anfang Juni, melden unter anderem der Südwestrundfunk  und die Webseite "presse citron ": Damals hatten viele Schüler die Prüfungsaufgaben in Mathematik und den Naturwissenschaften über Facebook vorab bekommen und konnten sich entsprechend vorbereiten.

Mehr als eine halbe Million Schüler müssen deshalb die Prüfungen jetzt wiederholen - und das ganze Land leidet unter der von oben angeordneten Abschaltung der sozialen Netzwerke. Möglicherweise verstehe die Regierung die ganze Aktion auch als Testlauf, um herauszufinden, wie stark sich das Internet reglementieren lasse, vermuten Journalisten wie Julien Cadot vom Nachrichtenportal "Numerama".

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Die algerische Erziehungsministerin Nouria Benghabrit verteidigte die Netzzensur. Der Betrugsskandal habe "nicht nur die Glaubwürdigkeit zerstört, sondern auch ein Grundprinzip unseres Bildungssystems: Die Chancengleichheit. Dafür müssen die Verantwortlichen bezahlen und zwar kräftig", wird die Politikerin im SWR-Bericht zitiert.

Nach Angaben der Agentur Reuters waren vor einigen Tagen mehrere Dutzend Menschen verhaftet worden, darunter Mitarbeiter des algerischen Erziehungsministeriums und Arbeiter aus Druckereien, in denen die Prüfungsaufgaben vervielfältigt wurden. Sie sollen für die Veröffentlichung der Prüfungen verantwortlich sein. Über das Motiv wird noch spekuliert - möglicherweise handele es sich um ein Komplott gegen die Erziehungsministerin.

him