Chilling Adventures of Sabrina : Von wegen freier Wille
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Des Teufels? Sabrina (Kiernan Shipka) muss sich entscheiden. Bild: Courtesy of Netflix
Bei Netflix wird die Hexe „Sabrina“ erwachsen, die viele noch aus dem Nachmittagsprogramm um die Jahrtausendwende bekannt ist. Manches ist gleich geblieben, doch vieles hat sich geändert.
Sabrina Spellman ist zurück. Manche werden sie noch kennen, als unbekümmertes Teenagermädchen mit Zauberkräften und sprechendem Hauskater, die um die Jahrtausendwende zum Nachmittagsprogramm von Pro Sieben gehörte. Mit der fröhlichen Sitcom-Version hat die neue Netflix-Sabrina (Kiernan Shipka) allerdings nicht viel gemein. Statt weiße Magie für Streiche und harmlose Lacher einzusetzen, wird hier dem Teufel gehuldigt.
Geblieben ist die Konstellation der Hauptfiguren. Sabrina lebt bei ihren Tanten Hilda (Lucy Davis) und Zelda (Miranda Otto), liiert ist sie mit Harvey Kinkle (Ross Lynch), einem netten Jungen von nebenan. Die Tanten, mehrere Jahrhunderte alte Hexen, haben Sabrina als Baby bei sich aufgenommen, nachdem ihre Eltern bei einem vermeintlichen Unfall ums Leben kamen. Dass die Umstände des Flugzeugabsturzes mysteriöser waren, als Sabrina glauben gemacht wurde, liegt nahe. Die Entscheidung ihres berühmten Hexenmeister-Vaters, sich gegen die Normen der magischen Welt aufzulehnen und eine Sterbliche zu heiraten, stieß in der magischen Welt jedenfalls auf Ablehnung, genau wie Sabrinas Status als Halbhexe.
Für sie steht eine große Entscheidung an: An ihrem 16. Geburtstag, der wenige Tage entfernt ist und auf Halloween und eine Vollmondnacht fällt, gilt es, einer der beiden Welten zu entsagen. Entweder sie wählt ein Leben als Mensch, was die Abkehr von ihrer Familie bedeuten würde, oder eine Zukunft als Hexe. Letzteres brächte die Ausbildung an einer prestigeträchtigen Zauberschule, ein erheblich verlängertes Leben und Schutz durch die magische Gemeinschaft mit sich. Der Haken: Sie muss sich in den Dienst des Teufels stellen.
„Alle Religionen erfordern gewisse Opfer“, beruhigt sie ein Abgesandter aus der Hölle mit süffisantem Grinsen. Der Dunkle Lord sei nicht die Verkörperung des Bösen, sondern des freien Willens. Doch die Logik hinkt, und so hadert Sabrina weiter, während andere Coming-of-Age-Probleme auf sie einprasseln. Die Beziehung zu Harvey leidet unter den Geheimnissen. Ihre Freundin Susie (Lachlan Watson) wird in der Schule gemobbt, weil ihr Geschlecht nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Als Sabrina die Täter beim Direktor melden will, entgegnet der mit der Frage „Willst du etwa eine Hexenjagd anzetteln?“
Will sie nicht, aber jemand anderes offenbar schon. Darauf deutet jedenfalls die Leiche eines Teenagers hin, die im Bestattungsunternehmen der Tanten abgegeben wird. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte von Sabrinas Heimatort Greendale. Die Kleinstadt, in der sich anscheinend kein Sonnenstrahl je verirrt, war im Mittelalter Schauplatz grausamer Hexenprozesse. Daraus wird bis heute ein großes Geheimnis gemacht, um keine Aufmerksamkeit auf die weiterhin dort lebende Gefolgschaft des Teufels zu lenken.
Fans von Netflix-Teenager-Serien werden den Ort kennen. Er grenzt an das ebenso düstere Städtchen Riverdale, Schauplatz der gleichnamigen Serie rund um Archie Andrews, die bekannteste und titelgebende Figur des Archie-Comics-Verlags. Von 1962 an hatte Sabrina Auftritte in den Archie-Geschichten, 1977 bekam die Figur ihre eigene Comic-Reihe. Chefproduzent der Serie ist Roberto Aguirre-Sacasa, der schon bei „Riverdale“ ein glückliches Händchen für die Modernisierung eines etwas altbackenen Teenie-Stoffs mit Mystery- und Horrorelementen zeigte. Beide Geschichten hat Aguirre-Sacasa als Autor zuvor in Comic-Form im Tochterverlag „Archie Horror“ veröffentlicht. Während der Grusel in Riverdale allerdings bisher nicht ins Übernatürliche geschwappt ist, halten die Macher sich bei Sabrina stark an die Fantasy-Vorlage. Ob sich die Wege von Archie und Sabrina je kreuzen, ist unter anderem deshalb noch unklar, steht aber ob des großen Erfolgs von „Riverdale“ zu erwarten. Nötig hätte Sabrina es nicht. Die junge Hexe stellt sich irdischen und höllischen Gefahren genauso furchtlos entgegen wie einst „Buffy the Vampire Slayer“, bei der sich die Serie einiges abgeschaut hat. An den verletzlichen Charme der Vampirjägerin kommt die etwas besserwisserische Sabrina nicht ganz heran, aber sie bekommt noch Zeit, um die Zuschauer von sich zu überzeugen. Die Dreharbeiten zur zweiten Staffel haben schon begonnen.
Chilling Adventures of Sabrina, bei Netflix