In dem Actionthriller „Venom“ von Ruben Fleischer ist die Handlung manchmal fadenscheinig und unfreiwillig komisch

    Dem Comic-Kino gehen so langsam die Helden aus. Man sollte eigentlich meinen, dass die Imperien der Comic-Verlage DC und Marvel längst genug Wesen mit Superkräften erschaffen haben. Aber da der Comic-Boom im Kino nicht nachlässt und jeder Star, der auf sich hält, offenbar eine Superrolle im Repertoire haben muss, werden jetzt schon Nebenfiguren wie Aquaman oder Captain Marvel aktiviert.

    „Venom“ ist in dieser Hinsicht ein Novum, weil man sich hier einmal eines Wesens bedient, das eigentlich ein Bösewicht ist. Spider-Man ist sein natürlicher Widersacher, in den Marvel-Heften, aber auch in Sam Raimis drittem Spider-Man-Film von 2007. Jetzt bekommt das Biest einen eigenen Film. Aber eine ganz andere Geschichte. Echte Schurken taugen nun mal nicht fürs Heldenkino.

    Der Film beginnt mit dem etwas selbstverliebten Eddie Brock (Tom Hardy), einem TV-Reporter in San Francisco. Noch bevor man darüber nachdenken kann, wieso eigentlich so viele Superhelden im Journalismus arbeiten (man denke an Superman und Spider-Man), erhält Brock von seinem Chef den Auftrag, den dubiosen Wissenschaftler Carlton Drake (Riz Ahmed) zu interviewen, der Tests für lebensverlängernde Maßnahmen unternimmt. Brock stellt Drake dabei unangenehme Fragen über angebliche Menschenversuche. Und wird nicht nur aus dem Forschungsinstitut geworfen. Er verliert auch seinen Job, seinen Ruf und seine Frau (Michelle Williams).

    Fortan ist der einst so smarte Mann ein Loser, der sich gehen lässt und nicht mal der Verkäuferin im Laden um die Ecke beispringt, als die überfallen wird (eine Reminiszenz an Spider-Man). Dann aber wendet sich eine Angestellte von Drake verzweifelt an ihn, weil wirklich Versuche an unschuldigen Menschen unternommen werden, und schleust Brook in das Institut ein. Wo er dann selbst von einem schleimigen Organismus befallen wird, mit dem Drake seine Tests durchführt.

    Fortan ergreift dieses Wesen parasitär Besitz von Brook. Auf der Flucht vor Drakes Häschern erkennt Brook, welche Kräfte da plötzlich in ihm schlummern. Oder in der Kreatur in ihm. Das sind dann manchmal unfreiwillig komische Momente, wenn der Star des Films mit einer metallischen Stimme in ihm spricht, die sonst keiner hören kann, also vermeintlich Selbstgespräche führt. Noch komischer freilich ist das Aussehen des zähnefletschenden Monsters, wenn es denn mal aus dem menschlichen Wirt ausbricht.

    Fadenscheinig wird die Handlung, wenn der vermeintlich Böse zum Guten mutiert. Da muss ein noch böseres Alien her, das Venom auslöschen will. Was im Finale aussieht wie ein alter Godzilla-gegen-King-Kong-Streifen. Man muss ein großer Fan von Tom Hardy sein, um da bei der Stange zu bleiben. Am Ende wird das Wesen Venom so hingebogen, dass es künftig wohl alle Verkäuferinnen dieser Welt beschützen wird. Ob es so im Marvel-Universum Fuß fassen wird, in einem nächsten Spider-Man-Film oder gar bei den Avengers, das bleibt abzuwarten.

    „Venom“ USA 2018, 112 Min., ab 12 J., R: Ruben Fleischer, D: Tom Hardy, Michelle Williams, Riz Ahmed, täglich im Cinemaxxx Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF), UCIs Mundsburg/Othmaraschen Park; www.venomfilm.de