Er werde über den „wilden Ritt des Lebens“ sprechen, behauptet die Stadtbibliothek vollmundig von ihrem neuesten Gast in Sachen Comic-Kunst. Aber der Zeichner, Autor und Filmemacher Pascal Rabaté hat tatsächlich das Zeug dazu.

Stuttgart - Kaum war einer der lustigsten und bösesten Filme des Jahres 2012 im deutschen Kino gestartet, war er auch schon wieder von der Leinwand verschwunden: Pascal Rabatés „Holidays by the Sea“. Das Publikum hatte die Komödie in ihren paar Tagen im Programm gar nicht erst entdeckt, viele Kritiker hatten lauwarm oder naserümpfend reagiert. Ein Regisseur, dessen Namen sie noch nie gehört hatten, wagte es da, sich die Mittel des großen Komödienmeisters Jacques Tati anzuverwandeln, um das eher Trostlose des Urlaubens zu zeigen. Schlimmer noch: der Kerl war gar kein hauptberuflicher Filmemacher, sondern Comiczeichner!

 

Dass er seine Sache ausgezeichnet machte, spielte da kaum noch eine Rolle. Anders als in Pascal Rabatés Heimat haben Comics hierzulande ungeachtet allen Gesummses um Graphic Novels eben noch immer einen schweren Stand. Dabei böte Rabatés Können als Autor, als Zeichner, als Interpret literarischer Werke in einem anderen Medium schöne Beispiele für die faszinierenden Feinheiten und für die große Wirkungsmacht dieser Kunst zwischen Malerei, Film und Literatur. jedenfalls wird Pascal Rabaté sicher viel zu erzählen haben, wenn er an diesem Montag in die Stadtbibliothek am Mailänder Platz kommt. Mit dem Moderator Manfred Heinfeldner werde er „über seine Graphic Novels, seine Filme und den wilden Ritt des Lebens“ sprechen, verspricht jedenfalls der Titel der Veranstaltung.

Hochstapler mit schlechtem Timing

Bislang liegt nur ein kleiner Teil des Comicwerks des Franzosen in Übersetzung vor – aber was für einer. Gemeinsam mit David Prudhomme hat er etwa in der Strandurlaubssatire „Rein in die Fluten!“ (Reprodukt, 120 Seiten, 24 Euro) die Comicvariante von „Holidays by the Sea“ vorgelegt. Sein aktuell in Deutschland erschienenes Buch „Der Schwindler“ (Schreiber & Leser, 544 Seiten, 39,80 Euro) erzählt nach Alexei Tolstoi von einem kleinen Buchhalter, der sich in den Wirren der russischen Revolution zum Grafen macht. Es gab schon Hochstapler, die sich mit besserem Timing unter den Adel mischten.

Mit Jacques Tati hat Rabaté diesen Blick auf menschliche Schwächen und Gewohnheiten gemein, von dem man nie sagen kann, ob er nun nachsichtig, gallig oder wirklich schon geißelnd ist: Aber rasend interessant, das ist er auf alle Fälle.

Lesung: Stadtbibliothek am Mailänder Platz, 15. Oktober, 19.30 Uhr