Millionärin verschenkt Erbe – Marlene Engelhorn gibt Pläne bekannt
Die Multimillionärin Marlene Engelhorn setzt sich für eine stärkere Besteuerung von Superreichen ein. Sie selbst will ihr Millionenerbe verschenken. Es geht um 25 Millionen Euro.
Wien – Durch ein Millionen-Erbe stieg Marlene Engelhorn, Nachfahrin von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn, in die Riege der Multimillionäre auf. Vor drei Jahren gab sie bekannt, einen Großteil davon verschenken zu wollen. Jetzt steht fest, auf welche Weise das passieren soll – sie gibt 50 zufällig ausgewählten Menschen die Macht über die 25 Millionen Euro.
Update vom 21. März, 11:54 Uhr: Am Wochenende hatte sich zum ersten Mal der Rat aus 50 repräsentativ ausgewählten Personen in Salzburg getroffen. Der „Gute Rat für Rückverteilung“ soll darüber entscheiden, was mit den Millionen passiert. „Ich werde nur zum Auftakt ein paar Begrüßungsworte sagen, auf das Ergebnis habe ich keinen Einfluss“, zitierte unter anderem der Tagesspiegel die Millionärin Engelhorn.
Millionen-Erbin Marlene Engelhorn findet Besteuerung unfair – „Macht geerbt, ohne etwas getan zu haben“
Die grundlegende Entscheidung, 90 Prozent ihres Erbes weggeben zu wollen, traf Engelhorn bereits vor mehreren Jahren. Obwohl sie mit dem Erbe ihrer Großmutter Traudl Engelhorn für den Rest ihres Lebens ausgesorgt hätte, war die Wienerin unzufrieden. Ihrer Meinung nach ist das Steuersystem falsch strukturiert. „Ich habe ein Vermögen und damit Macht geerbt, ohne etwas dafür getan zu haben“, erklärte sie gegenüber der dpa. „Und der Staat will nicht einmal Steuern dafür.“

Das sei vor allem darum ungerecht, weil viele Menschen selbst mit Vollzeitjob nur schwer über die Runden kämen. Hinzu kämen hohe Steuern, die einen großen Teil des erarbeiteten Geldes wieder vernichten. Der 31-Jährigen zufolge ist dadurch die Demokratie gefährdet.
Zufällig gewählte Bürger sollen Millionen-Erbe verteilen
Das Vermögen soll nun in die Verwaltung des neu gegründeten Gremiums „Guter Rat für Rückverteilung“ übergehen. Zufällig gewählte Mitglieder entscheiden dann darüber, wohin die Millionen gehen. Sie sollen aber auch Ideen zur Rückverteilung von Vermögen in Österreich entwickeln und Empfehlungen aussprechen. Weitere Experten begleiten den Prozess.
Um den Rat zusammenzustellen, erfolgt zunächst eine postalische Abfrage von 10.000 zufällig ausgewählten österreichischen Staatsbürgern über 16 Jahre. Wer sich interessiert, muss sich mit ein paar persönlichen Daten von Wohnort bis Herkunft melden. Aus diesen Rückmeldungen wählt das Institut „Foresight“ um den Sozialforscher Christoph Hofinger 50 Personen aus, die einen Querschnitt der österreichischen Bevölkerung abbilden sollen. „Ich stelle diesen 50 Menschen mein Vermögen zur Verfügung und gebe ihnen mein Vertrauen“, erklärte Engelhorn.
Aufstieg der Engelhorns zu Millionären
Die Geschichte der Familie Engelhorn nahm im Jahr 1848 eine besondere Wendung, als die Goldwerkstatt von Friedrich Engelhorn in Schwierigkeiten geraten war. Der Urahn von Marlene Engelhorn war damals 27 Jahre alt, und er gründete ein Gaswerk. Später kam eine Anilinfarben-Fabrik dazu und 1865 dann die Badische Anilin- und Soda-Fabrik, kurz BASF. Knapp 170 Jahre später ist BASF der größte Chemiekonzern der Welt. 2020 standen Einnahmen in Höhe von fast 60 Milliarden Euro auf dem Papier.
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Friedrich Engelhorn stieg 1883 bereits aus seinem Unternehmen aus und investierte in ein neues Unternehmen. Namentlich ging es hier um den Pharmakonzern Boehringer Mannheim. Wie Forbes berichtet, verkaufte Curt Engelhorn sein Unternehmen später für elf Milliarden US-Dollar an Hoffmann-La Roche. Einen Teil dieses Reichtums will Marlene Engelhorn nun zurückgeben.
Taxmenow im Überblick
Marlene Engelhorn ist außerdem als Aktivistin und Vertreterin bei der Initiative taxmenow tätig. Im Lobbyregister der Bundesregierung heißt es, die Initiative von Vermögenden setze sich für Steuergerechtigkeit im deutschsprachigen Raum ein. „Hierfür nutzen die Mitglieder ihren privilegierten Zugang zu den Leitmedien.“ Konkret hat sich die Initiative Reformen bei den folgenden Themen auf die Fahnen geschrieben:
- Wiedereinführung der Vermögenssteuer für Millionen- und Milliardenvermögen
- Begrenzung von Ausnahmen für Betriebsvermögen und anderen Sonderregelungen bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer
- Progressive Steuersätze statt Einheitssatz bei der Kapitalertragssteuer
- Eine Vermögensabgabe für Millionen- und Milliardenvermögen, falls aufgrund der Schuldenbremse staatliche Aufgaben nicht finanziert werden können
- Striktere Regeln gegen Steuervermeidung und -hinterziehung und bessere Ausstattung der Steuerbehörden
Zuerst veröffentlicht am 10. Januar.
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