Nexus Titan

Geschichten aus dem Blade-Runner-(Film-)Universum gibt es erstaunlicherweise nicht viele – was in unseren Franchise-Zeiten eher ungewöhnlich ist. Wenn man den Ursprungsroman von Philip K. Dick mal außen vor läßt, gibt es zwei Video Games, von denen aber nur das zweite (von 1997) eine Story hat. Und dann waren da die drei Romane von K. W. Jeter – Blade Runner 2: The Edge of Human (1995), Blade Runner 3: Replicant Night (1996) und Blade Runner 4: Eye and Talon (2000) –, von denen die ersten beiden unter dem Titel „Blade Runner: Die Rückkehr“ auch mal als Heyne-Taschenbuch erschienen. Das war’s aber auch schon.

Ganz besonders erstaunlich ist, dass es nie Blade-Runner-Comics gab – bis auf den „Comic zum Film“, der Ende 1982 als „Marvel Super Special“ in den USA erschien und von EC-Legende Al Williamson ziemlich hübsch in Szene gesetzt wurde. Erstaunlich deshalb, weil das Medium doch eigentlich besonders geeignet scheint, der ja nicht zuletzt auch visuellen Kraft der Replikantenwelt gerecht zu werden.

Aber nachdem das späte Filmsequel „Blade Runner 2049“ im vergangenen Jahr leider eine finanzielle Bruchlandung hingelegt hat, scheint man sich nun an diese preisgünstigere Variante zu erinnern. Denn die Firma hinter dem Sequel, Alcon Media, hat nun via Entertainment Weekly verkündet, dass demnächst Blade-Runner-Comics vom britischen Medienhaus Titan verlegt werden. Dort hat man in den vergangenen Jahren einen steten Strom von Tie-Ins verlegt, eigentlich von so ziemlich allem, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Besonders umfangreich gerieten dabei die Produktlinien zu „Doctor Who“ (dt. Panini) und „Assassins Creed“ (dt. Splitter).

Weniger schön ist allerdings, dass sehr viele dieser Comics nicht unbedingt überzeugend sind – um es sehr vorsichtig zu formulieren. Das ist im Tie-In-Geschäft zwar eh nicht wirklich Voraussetzung für Wohl und Wehe, aber der US-Verlag Dark Horse hat u.a. mit seinen Aliens- und Star Wars-Comics einen gewissen Standard gesetzt, an den sich gerade auch Leser von fantastischen Stoffen gewöhnt haben.

Ob Titan es gelingen wird, den hohen Ansprüchen, die mit „Blade Runner“ verbunden sind, gerecht zu werden? Das wird man abwarten müssen. Aber allzu hoch sollte man die Erwartungen wohl nicht schrauben.

Alle Abb. auf dieser Seite aus Al Williamsons Marvel-Adaption des Films „Blade Runner“.