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Wenn Zeichner an die Grenzen gehen

Artdirector Sandro Hagen reiste in ein Kinderspital in Magaria, Niger.

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Comic-Zeichner, Cartoonisten und Karikaturisten arbeiten in der Regel an einem Atelier- oder Büroplatz, und im Normalfall ist ihr Primärziel die gute Unterhaltung – dass die einen dabei mit einer unverkennbar politischen Haltung ans Werk gehen, andere den schwarzen Humor forcieren und wieder andere ihr Schicksal an eine bestimmte Figur knüpfen, ist dann wahrscheinlich bereits eine Frage des Charakters.

Sinnigerweise war es die internationale Hilfsorganisation Médecines sans Frontières (MSF) – auf Deutsch Ärzte ohne Grenzen –, die es im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Fumetto Comic Festival in Luzern den Zeichnern Felix Schaad (der mit Texter Claude Jaermann die legendäre Figur Eva Grdjic erschuf und als Karikaturist für den «Tages-Anzeiger» tätig ist), Olivier Kugler, Sandro Hagen sowie das Zeichner-Texter-Duo Andrea Caprez und Christoph Schuler ermöglichte, ihre berufliche Komfortzone temporär zu verlassen, um an die Grenzen zu gehen – sowohl geografisch als auch psychologisch.

Konkret lud die 1971 in Paris von Ärzten und Journalisten gegründete Organisation die genannten Künstler zwischen 2011 und 2018 ein, verschiedene MSF-Projekte vor Ort zu besuchen, und die gemachten Erlebnisse in Form einer Comic-Reportage umzusetzen. Dabei sind die Arbeiten, die derzeit in der Alten Kaserne in Winterthur präsentiert werden, gerade deshalb eindrücklich, weil sie eben nicht dem Diktat der «klassischen» Unterhaltung unterworfen sind, sondern die Betrachter vielmehr auf nicht herkömmliche Weise berühren dürfen und sollen. Dass dies ausnahmslos gelingt, ist auch ein Kompliment an MSF, für diese anspruchsvolle Aufgabe die richtigen Talente ausgewählt zu haben.

Reise mit den syrischen Flüchtlingen

Andrea Caprez und Christoph Schuler, die bei der Zürcher Edition Moderne seit vielen Jahren immer wieder gemeinsam entwickelte und realisierte Arbeiten publizieren, haben 2011 das grösste Flüchtlingslager der Welt im kenianischen Dadaab besucht; die daraus entstandene Bildergeschichte ist ein Jahr später mit dem Titel «Out of Somalia» erschienen.

Andrea Caprez und Christoph Schuler waren im grössten Flüchtlingslager der Welt in Kenia.

Sandro Hagen, Grafiker und Artdirector bei einer Marketing- und Eventagentur, der das Comic-Zeichnen vor allem in der Freizeit betreibt, konnte sich im November 2017 das Kinderspital in Magaria (Niger) ansehen, in dem auch viele der insgesamt 800'000 Kinder betreut werden, die im westafrikanischen Binnenstaat von akuter Mangelernährung bedroht sind. Hagen hat darauf eine schwarz-weiss gezeichnete Geschichte gemacht.

Olivier Kugler aus London zeichnet auch für den «Guardian» und die «New York Times».

Der einzige Nicht-Schweizer in der Ausstellung ist Olivier Kugler. Der 48-jährige Stuttgarter lebt in London und arbeitet als Illustrator für Zeitungen wie den «Guardian», die «New York Times» oder die «Süddeutsche Zeitung»; sein Themenschwerpunkt sind gezeichnete Storys des Alltags von Menschen, die er an unterschiedlichsten Orten dieser Welt getroffen und begleitet hat. Für MSF plante er, eine Comic-Repo über syrische Flüchtlinge zu machen. Das Abenteuer begann im Flüchtlingslager Domiz im Nordirak, wo Kugler mithilfe eines Übersetzers mit Leuten in Kontakt kam. Später folgte er ihnen auf die griechische Insel Kos, wo sie nach den Strapazen der Flucht von den MSF-Ärzten medizinisch betreut wurden. Die bewegenden Zeichengeschichten sind 2017 in der Edition Moderne erschienen.

Felix Schaad war zweimal dabei

TA-Mann Felix Schaad wurde gleich zweimal von der 1999 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Hilfsorganisation für eine Comic-Reportage eingeladen. Im März 2015 besuchte er ein Ebola-Camp in der Sierra Leone und dokumentierte den strapaziösen, aber letztlich auch erfüllenden Arbeitsalltag der Ärzte und Helfer in Freetown.

«Tages-Anzeiger»-Zeichner Felix Schaad berichtet über die MSF-Arbeit in der Ukraine.

Knapp zwei Jahre später reiste Schaad ins Kriegsgebiet in der Ostukraine, wo viele Gesundheitszentren zerstört worden waren und die medizinische Versorgung für Tausende Menschen zusammenbrach. In die Bresche sprangen Teams von MSF, die in Mariupol und Kurachowe mobile Kliniken errichteten und auch psychologische Hilfe anboten. Diese MSF-Schauplätze, aber auch die leidgeplagte, zwischen Hoffnung und Verzweiflung gefangene Bevölkerung, hat der Winterthurer sensibel, aber niemals sentimental eingefangen und in starken Comics umgesetzt. Beide Reportagen sind jeweils im grossen Umfang im «Tages-Anzeiger» abgedruckt worden, in der Alten Kaserne werden sie im Foyer im ersten Obergeschoss gezeigt.

Comic-Reportagen für MSF, bis 21. September, Bistro und Foyer Alter Kaserne Kulturzentrum, 8400 Winterthur. www.altekaserne.ch