Der deutsche Generalkonsul in Istanbul hat zum zweiten Mal Zugang zum inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel erhalten. Georg Birgelen habe Yücel "über eine Stunde lang in der Haft besuchen und ein längeres Gespräch mit ihm führen" können, teilte das Generalkonsulat in Istanbul mit. Dabei habe er sich "einen Eindruck von Haftbedingungen und Gesundheitszustand" gemacht.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht es Yücel den Umständen entsprechend gut. Er erhält demnach regelmäßig Besuch von Familienangehörigen und seinen Anwälten. Außerdem darf er einmal wöchentlich den Sportplatz im Gefängnis benutzen.

Das Auswärtige Amt hatte am Mittwoch mitgeteilt, Birgelen habe von der türkischen Justiz zum zweiten Mal die Erlaubnis erhalten, den Welt-Korrespondenten in der Istanbuler Haftanstalt Silivri zu treffen. Obwohl die Bundesregierung eine dauerhafte konsularische Betreuung fordert, durfte Birgelen erst ein Mal Anfang April zu dem deutsch-türkischen Journalisten.

Yücel hatte sich Mitte Februar der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt, woraufhin er in Gewahrsam genommen wurde. Ihm werden wegen seiner Berichte über den Kurdenkonflikt und den Putschversuch vom 15. Juli Volksverhetzung und Terrorpropaganda vorgeworfen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete ihn als deutschen Spion und PKK-Agenten.

Die Bundesregierung hat das Verfahren scharf kritisiert und fordert die Freilassung Yücels. Insgesamt sind derzeit sechs deutsche oder deutsch-türkische Staatsbürger in der Türkei inhaftiert. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde in drei Fällen die konsularische Betreuung verweigert, obwohl zumindest im Fall deutscher Staatsbürger ein Recht darauf besteht.

Ulmer Journalistin sitzt mit ihrem Sohn in Haft

Unter den inhaftierten Deutschen ist die Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolu, die Ende April in Istanbul festgenommen wurde. Der 33-jährigen Mutter eines zweijährigen Kindes werden nach Informationen der taz ihre Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen zur Last gelegt, die von der linken Partei ESP mitorganisiert wurden.

Die Journalistin aus Ulm, die laut Medienberichten vor einigen Jahren ihre türkische Nationalität ablegte, sitzt mit ihrem kleinen Sohn im Istanbuler Frauengefängnis Bakırköy. Ihr Ehemann wurde bereits Anfang April in Ankara in Haft genommen. Anders als bei Yücel wurde dem deutschen Konsulat bisher der Zugang zu Tolu komplett verweigert.

Außenamtssprecher Martin Schäfer sagte, die deutsche Seite sei weiter dabei, im türkischen Außenministerium auf allen verfügbaren Wegen den "völkerrechtlichen Anspruch" auf konsularische Betreuung von Tolu geltend zu machen.