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Comic-Lesung

Spirou in Berlin, Flix in Hannover

Grosser Andrang: Comic-Künstler Flix stellt im Club Feinkost Lampe seinen Band „Spirou in Berlin“ vor.

Grosser Andrang: Comic-Künstler Flix stellt im Club Feinkost Lampe seinen Band „Spirou in Berlin“ vor.

Hannover. Der Andrang ist groß, der Künstler geduldig. "Wenn die Leute schon nicht reinkommen, sollen sie doch zumindest ein Bild bekommen", sagt Flix und zeichnet unermüdlich, schon vor seiner Lesung bei Feinkunst Lampe. Der Lindener Club hätte wohl dreimal gefüllt werden können. Immerhin stellt Flix in der Reihe "Feinkost Comix" eine Sensation vor: Er durfte als erster Nicht-Frankobelgier einen Band des Klassikers "Spirou" gestalten, "Spirou in Berlin".

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„Geil, das ist doch mein alter Jugendtraum“, erzählt Flix, der eigentlich Felix Görmann heißt und mit Werken wie „Held“, „Faust“ und „Schöne Töchter“ zu einem der wichtigsten deutschen Comic-Künstler wurde. Drei Jahre sei er in Vorleistung gegangen. Die „Gralshüter“ von „Spirou“, der in Frankreich und Belgien einen Stellenwert hat wie „Asterix“ oder „Tim und Struppi“, hätten sich bis zum Schluss vorbehalten, das Projekt zu stoppen. Doch dann sahen sie es, und sahen, dass es gut war.

Davon überzeugt Flix auch seine Zuhörer im deutlich ausverkauften Kellerclub. Mehr als die Hälfte seines Bandes liest er vor, mit projizierten Bildern, verstellter Stimme und selbstgemachten Soundeffekten – mal pfeift er wie der Wind, mal pocht er aufs Holz. Er begleitet Spirou und seinen Reportfreund Fantasio in die DDR direkt vor der Wende, lässt sie auf verrückte Wissenschaftler ebenso treffen wie auf Stasi-Schergen und Revoluzzer. Ein tempo – und anspielungsreiches Vergnügen. Kollege Ralph Ruthe („Shit happens“), der aus Bielefeld angereist ist, lacht und filmt fröhlich mit.

Das Wunder der gewaltlosen Revolution beschäftigt Flix sehr; das wird auch in der anschließenden Fragerunde deutlich. Er erzählt, wie intensiv und genau er recherchierte, wie ihn eine Skulptur im Ost-Zoo zu einer rasanten Affenjagd im Comic inspirierte und wie wichtig es ihm als Vater zweier Töchter war, mit der Aktivistin Mona eine starke Frauenfigur zu etablieren: „Spirou wurde 1938 geschaffen und ist entsprechend männlich dominiert – das ist ein bisschen wie bei ,Herr der Ringe’.“ Und dann zeigt er noch einige der Insider-Gags, die er in dem Band versteckte: hier seine Lieblingsband Die Ärzte in der S-Bahn, dort ein Marsupilami im Steingarten ... 112 seien es insgesamt: „Wer alle findet, bekommt einen Preis.“

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Am 16. Oktober ist der Schweizer Comic-Künstler Jan Bachmann ("Mühsam – Anarchist in Anführungsstrichen") der Gast bei "Feinkost Comix".

Von Stefan Gohlisch

NP

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