Zum Inhalt springen

OECD-Studie 10 Prozent der Deutschen besitzen 60 Prozent des Vermögens

Wie sind die Vermögen in den Industriestaaten verteilt? Eine neue OECD-Studie zeigt: In Deutschland klaffen die Besitzverhältnisse auseinander. Vergleichsweise gut steht Deutschland bei der Einkommensverteilung da.
Lamborghini in München: In Deutschland verdienen die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher 6,6-mal so viel wie die untersten zehn Prozent

Lamborghini in München: In Deutschland verdienen die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher 6,6-mal so viel wie die untersten zehn Prozent

Foto: Andreas Gebert/ picture alliance / dpa

Die Kluft zwischen Arm und Reich sorgt seit einiger Zeit wieder für Diskussionen. Dass sie auch in Deutschland besteht, zeigen neue Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach sind Vermögen in Deutschland stärker konzentriert als in vielen anderen Industriestaaten.

Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen der Studie zufolge fast 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens. "Dieser Wert liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 50", teilte die Organisation mit. Die ärmsten 60 Prozent kommen hingegen lediglich auf sechs Prozent des gesamten Vermögens. Zudem sei die Zahl der überschuldeten Haushalte groß.

Vergleichsweise gut steht Deutschland bei der Einkommensverteilung da. In der ersten Hälfte der Zweitausenderjahre habe die Ungleichheit noch stark zugenommen, sagte OECD-Experte Michael Förster in Berlin. "Seit 2007 ist die Ungleichheit in den verfügbaren Einkommen stabil." Anders als in der Mehrzahl der OECD-Länder habe die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 die Einkommensschere nicht größer werden lassen.

In Deutschland verdienen die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher 6,6-mal so viel wie die untersten zehn Prozent. Der OECD-Schnitt betrage 9,6 zu 1. Damit liegt Deutschland unter den OECD-Ländern im Mittelfeld auf Platz 14. Allerdings lag der deutsche Wert in den Achtzigerjahren noch bei 5 zu 1, in den Neunzigern bei 6 zu 1.

Besonders ausgeglichen sind die Einkommen in den nordischen und einigen osteuropäischen Ländern wie Dänemark, Slowenien, der Slowakei und Norwegen. Eine große Einkommenslücke klafft hingegen in Staaten wie Chile, der Türkei, den USA oder auch Großbritannien.

OECD empfiehlt bessere Kinderbetreuung

Als problematisch sieht die OECD den hohen Anteil atypischer Beschäftigung in Deutschland, wozu Teilzeit, Minijobs und befristete Beschäftigungsverhältnisse zählen. Er liege inzwischen bei nahezu 40 Prozent und sei hauptverantwortlich für die Lohnkluft.

Um die Einkommenslücke in Deutschland zu verringern, schlägt die OECD vor, Frauen den Zugang in eine Vollzeitbeschäftigung zu erleichtern. "Etwa durch den weiteren Ausbau von ganztägiger Betreuung für Kleinkinder", sagte Förster. Er empfiehlt auch mehr Ganztagsschulen und eine bessere Qualität der frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangebote, um Kindern aus sozial schwachen Familien den Aufstieg zu ermöglichen. Um das zu finanzieren, könnte etwa Immobilienbesitz stärker besteuert werden.

dab/dpa/Reuters