26. Juli 2018 2 Likes

Einer für die Kleinen

Marvels „Ant-Man and the Wasp“ ist angenehm reduziert – verhältnismäßig

Lesezeit: 3 min.

Und weiter geht’s in der schier unendlichen Reihe der Marvel-Superhelden-Filme, die in diesem Jahr besonders produktiv ist: Erst Mitte Februar war „Black Panther“ gestartet, Ende April „Avengers 3: Infinity War“, der immer noch im Kino läuft und ein interessantes Doppel mit dem dritten Marvel-Film des Jahres bildet: „Ant-Man and the Wasp“. So groß und gigantomanisch der eine, so klein und reduziert der andere, ernst und pathetisch das Superhelden-Klassentreffen (bei dem Paul Rudds Ant-Man als eine der wenigen Marvel-Figuren nicht anwesend war), so kurzweilig und amüsant das zweite Abenteuer des Ameisenmannes.

Unter Hausarrest steht Ant-Man bzw. seine menschliche Inkarnation Scott, zu Beginn des Films, da er für „The First Avenger: Civil War“ unerlaubt das Land verlassen und seine Super-Fähigkeiten eingesetzt hat. Als Folge mussten auch der geniale Erfinder Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und seine Tochter Hope (Evangeline Lilly) fliehen, um ihre Forschungen im Untergrund fortzusetzen. Diese haben nur ein Ziel: Eine Möglichkeit zu finden, sich in die Quanten-Welt zu begeben, wo seit langen Jahren Janet (Michelle Pfeiffer) verschollen ist, Hanks Frau.


In den Schlafanzügen hatten sie sich wohler gefühlt – „Ant-Man and the Wasp“

Diese zu retten ist das einzige Ziel der Geschichte, nicht mehr und nicht weniger. Allein dies ist eine willkommene Abwechslung von all den Superhelden-Filmen, in denen oft nicht weniger als das Überleben der gesamten Menschheit oder gleich des Universums auf dem Spiel steht, was meist eine dermaßen abstrakte Bedrohung bedeutet, dass sie kalt lässt. Wo es um alles geht, geht es oft um nichts, könnte man sagen, die Willkürlichkeit, mit der in den „großen“ Marvel-Filmen ganze Völker vernichtet werden, ermüdet oft, zumal der Tod in dieser von den Gesetzen der Realität losgelösten Comic-Welt oft ohnehin umkehrbar ist, was dann auch dieses erzählerische Mittel entwertet.

Hier dagegen lässt sich Regisseur Peyton Reed viel Zeit für Zwischenmenschliches, sei es zwischen Hank und Hope, die ein Wiedersehen mit Frau bzw. Mutter herbeisehnen, oder der Beziehung zwischen Scott und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson), oder dem Leid der vorgeblichen Antagonistin Ghost (Hannah John-Kamen), die in einer Art Zwischenwelt lebt, in der ihr Körper von ständigen Quanten-Sprüngen geplagt ist.


Die Reisenameisen kommen! – „Ant-Man and the Wasp“

Doch natürlich ist auch dieser verhältnismäßig kleine Marvel-Film (was bedeutet: Statt eines Budgets von gut 300 Millionen Doller wie bei „Avengers 3“, konnte Reed „nur“ gut 150 verpulvern) kein Kammerspiel, sondern ein oft beeindruckendes Effektfeuerwerk. Bei all den Spielereien mit sich rasant verkleinernden und vergrößernden Wesen und Gegenständen hätte Jack Arnold wohl seine helle Freude gehabt, auch wenn der die existenzialistischen Fragen des Themas ein klein wenig mehr in den Vordergrund gestellt hätte.

Das passiert in „Ant-Man and the Wasp“ natürlich nicht, was hier zählt ist der Gag, sowohl der verbale, als auch der visuelle. Dass dabei die Bezüge zum großen Ganzen des Marvel Universums nur nebenbei hergestellt werden ist erst recht erfreulich, lässt es Peyton Reeds Film doch als alleinstehendes Werk funktionieren, für dessen Verständnis man kein Proseminar in Figuren und Bezügen des Marvel Universums von Phase 1-3 abgeschlossen haben muss.

„Ant-Man and the Wasp“ startet am 26. Juli im Kino.

Ant-Man and the Wasp • USA 2018 • Regie: Peyton Reed •  Darsteller: Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Michelle Pfeiffer, Laurence Fishburne

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