Wenn jemand länger als eine Dekade regiert, liegt der Gedanke nahe, dass seine herausragende politische Fähigkeit das Durchhalten sei. Doch nichts wäre falscher als diese Annahme, wenn es um Angela Merkel geht. Sie hält nicht eisern an Themen fest, sie ist eine Situationskanzlerin, zu Hochform läuft sie in der Krise auf. Den Höhepunkt ihrer Beliebtheit erlebte sie in den Jahren nach der Finanzkrise. Je Krise, desto beliebter, lautete die Merkel-Formel. In den Folgejahren schien die Kanzlerin über den Unannehmlichkeiten des politischen Tagesgeschäfts zu präsidieren. Mit der Migrationsbewegung von 2015 an änderte sich das. Merkel wurde nun selbst als Verursacherin der Krise wahrgenommen statt als deren Beherrscherin. Doch seit ihrem Rückzug von der Spitze ihrer Partei und damit auch aus dem Zentrum der deutschen Politik nähert sich Merkel wieder ihren alten Beliebtheitswerten. Nun versucht sie wieder an ihre alte Rolle anzuknüpfen: Merkel als Managerin der Klimakrise, am Ende sogar global.