In der Türkei ist mit Adil Demirci erneut ein deutscher Staatsbürger festgenommen worden. Dies teilte dessen Anwältin Gülhan Kaya mit und bestätigte damit einen Bericht der linken Nachrichtenagentur Etha. Kaya zufolge wurde inzwischen Haftbefehl gegen ihren Mandanten erlassen. Ihm wird unter anderen Terrorpropaganda vorgeworfen.

Razzien in Istanbul

Bei Demirci handelt es sich um einen in Köln lebenden Sozialwissenschaftler, der nach Angaben aus seinem Umfeld bislang von Deutschland aus frei für die linksgerichtete Nachrichtenagentur Etha berichtet hatte. Der Funke Mediengruppe zufolge war Demirci für einen Kurzurlaub mit seiner an Krebs erkrankten Mutter in der Türkei.

Wie die deutsche Journalistin Meşale Tolu am vergangenen Freitag auf Twitter mitteilte, gehört Demirci zu insgesamt drei Etha-Mitarbeitern, die in der Nacht zu Freitag bei Polizeirazzien in Istanbul festgenommen wurden. Auch Tolu arbeitete bis zu ihrer Inhaftierung im April 2017 für die Etha. Sie war im Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen worden, darf die Türkei aber nicht verlassen.

Nach Angaben seiner Anwältin besitzt Demirci sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft. Konkret wird ihm vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein und Propaganda für diese betrieben zu haben, sagte Kaya. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Nicht mehr als eine "lockere Entkrampfung"

Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung des Deutsch-Türken – fürchtet aber, "dass Adil Demirci für Monate in Haft bleiben wird", wie der Geschäftsführer Christian Mihr den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte. Ihm zufolge habe sich das Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland nicht wesentlich verbessert. Man könne maximal von einer "lockeren Entkrampfung" sprechen, so Mihr.

Demircis Verhaftung kommt nur knapp zwei Monate nach der Freilassung des Welt-Korrespondent Deniz Yücel. Dem Auswärtigen Amt zufolge sitzen derzeit noch vier Bundesbürger aus politischen Gründen in der Türkei in Haft. Bei einem davon handelt es sich um den 73-jährigen Doppelstaatsbürger Enver Altaylı; die Namen der anderen drei sind nicht bekannt.