Repression in der Türkei : Bülent Mumay verhaftet, Haftbefehle gegen 47 weitere Journalisten ausgesprochen

Der F.A.Z.-Kolumnist und frühere „Hürriyet“-Mitarbeiter Bülent Mumay ist in der Türkei verhaftet worden. Insgesamt 47 neue Haftbefehle richten sich gegen Mitarbeiter der Zeitung „Zaman“.
Am Mittwochmorgen wollte der türkische Journalist Bülent Mumay, der in dieser Woche zwei „Briefe aus der Türkei“ für diese Zeitung geschrieben hat, zusammen mit seinem Anwalt der Aufforderung der türkischen Polizei Folge leisten und vor dem Haftrichter erscheinen. Doch am Dienstagabend stürmte die Polizei seine Wohnung und nahm ihn fest. Bülent Mumay gehört zu jenen 42 türkischen Journalisten, gegen die die türkische Staatsanwaltschaft nach dem misslungenen Putschversuch Haftbefehl erlassen hat. Was ihnen konkret vorgeworfen wird, ist unklar. Ihr gemeinsamer Nenner ist jedoch ihre kritische Haltung gegenüber Staatspräsident Erdogan und seiner AKP.
Anfang der Woche waren die Namen der 42 Journalisten auf den Internetseiten einiger regierungstreuer Medien aufgetaucht. Der Journalist ist ein Kritiker Erdogans, aber er ist kein Anhänger der Gülen-Bewegung, die der Präsident hinter dem Putschversuch vermutet. Mumay hat auch nie für Gülen nahestehende Medien gearbeitet. Auf Druck der Regierung verlor er seinen Posten bei „Hürriyet“ und schrieb seitdem nur noch für internationale Zeitungen.
Kurz nachdem Mumay verhaftet wurde, sind auch 47 weitere Haftbefehle gegen frühere Mitarbeiter der Zeitung „Zaman“ ergangen, eine der Gülen-Bewegung verbundenen Publikation, die schon im März unter Zwangsverwaltung gestellt worden war. Neben leitenden Angestellten sind auch Kolumnisten der Zeitung betroffen. Zur Begründung sagte ein Behördenvertreter, „Zaman“ sei das „Aushängeschild“ der Gülen-Bewegung. Vor vier Monaten waren Polizisten in die Redaktion eingedrungen, der bisherige Chefredakteur Abdülhamit Bilici wurde gefeuert. Zwei Tage später erschien „Zaman“ mit ausschließlich regierungsfreundlichen Artikeln, von der Titelseite lächelte Präsident Recep Tayyip Erdogan.