Zum Inhalt springen

Interview "Preis für Batterien halbiert"

Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Elektroautos wird sich verbessern, sagt Roland-Berger-Autoexperte Wolfgang Bernhart. Deutsche Hersteller sollten den Markt dennoch nicht überstürzt mit neuen Modellen fluten.
BMW i3: Hoher Preis, niedrige Reichweite

BMW i3: Hoher Preis, niedrige Reichweite

Foto: BMW

mm: Mehrere Hersteller stellen für 2016/17 Elektroautos in Aussicht, die mit einer Ladung um die 300 Kilometer weit kommen und einigermaßen bezahlbar sein sollen. Wird das der Durchbruch der Batteriefahrzeuge?

Bernhart: Solche Autos würden sicher neue Kundengruppen ansprechen. Ob die Nachfrage allerdings für Modelle reicht, die sich jeweils mehr als 100.000-Mal im Jahr verkaufen, ist zweifelhaft. Es kommt sehr darauf an, ob die Wagen halten, was sie versprechen. Die Reichweite muss auch dann noch hoch sein, wenn Heizung oder Klimaanlage eingeschaltet sind. Es mag wegen der unmittelbaren Beschleunigung mehr Spaß machen, ein Elektroauto zu fahren - doch die Frage ist, ob die Kunden bereit sind, dafür manche Nachteile in Kauf zu nehmen.

mm: Tesla baut eine riesige Batteriefabrik in den USA für das elektrische Massenmodell - wie stark setzt das die übrigen Hersteller unter Druck?

Bernhart: Die anderen werden in gewissem Maß nachziehen. Tesla wird heute ernster genommen als vor einigen Jahren. Es kommt für die Autohersteller aber sehr darauf an, die richtige Balance zu finden: Nutzen sie die technischen Fortschritte in der Batterietechnik für eine größere Reichweite, oder um die Kosten zu senken? Immerhin lässt sich bisher noch kaum Geld mit Elektroautos verdienen. Und Plug-in-Hybride bleiben eine reizvolle Alternative.

Fotostrecke

Reichweiten-Ranking: So weit kommen die heute verfügbaren Elektroautos

Foto: Renault

mm: Wieviel billiger sind Batterien denn zuletzt geworden?

Bernhart: Inzwischen kosten Hochenergiezellen für Elektroautos 170 bis 180 Euro pro Kilowattstunde. Vor drei, vier Jahren lag der Preis bei den ersten Elektroautos in etwa doppelt so hoch.

mm: Ist es sinnvoller, die Batteriezellen in einer eigenen Fabrik herzustellen oder am Markt zu kaufen, wie es die etablierten großen Hersteller tun?

Bernhart: Hersteller, die hauptsächlich Autos mit Verbrennungsmotoren verkaufen, haben viele Vorteile, wenn sie Zellen von den großen Zulieferern beziehen. Dort profitieren sie von einem intensiven Wettbewerb. Und sie gefährden ihre Gewinne nicht so stark, wenn sich die Elektroautos schlechter verkaufen als erwartet und sie weniger Zellen benötigen als erwartet. Wer nur auf Batterieautos setzt und zudem spezielle Akkus benötigt wie Tesla, hat womöglich Vorteile mit einer eigenen Fertigung - aber auch ein höheres Risiko.

mm: Deutsche Hersteller wie Volkswagen, BMW oder Daimler sind vergleichsweise spät mit Elektroautos an den Markt gegangen. Hängen sie nun auch bei der Entwicklung einer neuen, besseren Generation dieser Fahrzeuge zurück?

Bernhart: Nein. Dass die deutschen Elektroautos später auf die Straße gekommen sind, heißt nicht, dass die Hersteller bei der Entwicklung hinterherhinken. Manche warten etwas länger, bis sie ein so ausgereiftes Fahrzeug haben, dass es ihrem eigenen hohen Anspruch gerecht wird. Generell sind die Deutschen bei den Batterieautos auf dem neuesten Stand. Zudem können sie viele Komponenten des Elektroautos von außen zukaufen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.