Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zum Ende ihrer China-Reise vor Studenten in Peking gesprochen und sie dazu aufgefordert, kritisch und weltoffen zu sein. Die Tsinghua-Universität in Peking sei ein prädestinierter Ort der Freiheit, sagte Merkel. Die großen Leitgedanken der deutsch-chinesischen Kooperation seien Fortschritt und Innovation. Dazu gehöre, kritische Fragen zu stellen, das bessere Argument zu suchen und darüber zu streiten. "Das alles setzt voraus, dass man Neuland sucht", sagte Merkel.

Die Kanzlerin setzte sich zum Abschluss ihres dreitägigen Besuches für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte ein. "Nur eine Gesellschaft, die offen ist, die pluralistisch ist und jedem seine Freiräume gibt – jedenfalls nach meiner Meinung – ist in der Lage, Zukunft erfolgreich zu gestalten." Sie betonte, ihr sei der Menschenrechtsdialog mit China sehr wichtig.

Die Kanzlerin hob die Bedeutung Chinas in der Welt hervor. "Wenn es China wirtschaftlich gut geht, hat die ganze Welt etwas davon." Heute lasse sich keine globale Frage mehr ohne China lösen. Als Beispiele nannte sie den Umweltschutz, erneuerbare Energien und soziale Bedingungen.   

Zuvor hatte sich Merkel mit dem früheren Ministerpräsidenten Wen Jiabao getroffen. Der Vorgänger von Amtsinhaber Li Keqiang war von 2003 bis 2013 Regierungschef und damit acht Jahre Merkels direkter Gesprächspartner. In diese Zeit fallen sechs China-Besuche der Kanzlerin sowie Chinas Verstimmung über ihre Einladung des Dalai Lama ins Kanzleramt 2007. 

Das Verhältnis von Wen und Merkel gilt als gut und freundschaftlich. Treffen mit hochrangigen ausländischen Gästen und früheren Regierungschefs sind in China selten.